Montag, 7. Juli 2014

Wirkungen Indiens über Griechenland

Es gibt kein Selbst im eigentlichen Sinn, sondern nur eine Kette von Vorgängen, die kausal mit einander verbunden sind. Es kann daher auch eigentlich keine Schuld, sondern allenfalls ein Verschulden geben, wie es auch Stifter und Nietzsche und der Buddha lehren und was wohl auch Anaximander hat sagen wollen. Die Vergeltung der Werke ist eine Sache des Dharmas, über das niemand Herr ist. Beim Buddha liegt eine so große Ähnlichkeit zum tragischen Weltverständnis der Griechen vor, daß ich geneigt bin, eine Verwandtschaft derselben auch nach Indien hin anzunehmen. (Vgl, Oldenberg, Die Reden des Buddha, Freiburg, Basel, Wien 2000, Seite 182) Ob sich die Ansätze des Pythagoreismus bis ins alte Indien verfolgen lassen? Oldenberg redet von der "alten indischen, auch im Buddhismus höchst lebendigen Neigung zum Zählen der Dinge und Begriffe. So führt bekanntlich ein wichtiges philosophisches System Indiens den Namen Sānkhya, d.h. die von der Zahl beherrschte Lehre." (ebd. Seite 376) Auch die Seelenwanderung Platons ist ein Anzeichen dafür, daß die Philosophie Indiens den Westen erreicht hatte, wo sie, in ihren negativen Aspekten radikalisiert, als Anfang wahrer Philosophie ausposaunt wurde. Pythagoras und seine Schüler wurden aus Crotona in Süditalien vertrieben. Die unheimliche Zahlenmagie des Nichts konnte bei den gesunden antiken Menschen nur äußerst schwer Fuß fassen. Es kann eine solche Philosophie aber keine Erkenntnis und schon gar keine systematische Erkenntnis hervorbringen, denn "wie ein Affe (...) der in einem Walde, einem Gehölz umherstreift, einen Ast ergreift und den fahren lässt und einen anderen ergreift, so entsteht und vergeht, was Geist genannt wird oder Denken oder Erkennen, immer wechselnd Tag und Nacht." (ebd. Seite 214) Beim Tode Sihanouks meldeten sämtliche Medien, er sei im Alter von 89 Jahren verstorben: Das zeigt überzeugend die Herrschaft des mathematisch-wissenschaftlichen Wahns; denn Tatsache ist, daß er wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag verstorben ist, und wenn man bei Sinnen wäre, hätte man gemeldet er sei im Alter von 90 Jahren verstorben. Die mathematische Korrektheit hat in diesem Fall sogar etwas Bösartiges, da sie die 89,99 €-Indifferenz eines Baumarktes ausstrahlt: Wir danken für ihren Besuch!

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