Freitag, 15. August 2014

An der Zeitenwende?

Das Übermenschliche, wie Nietzsche es schaute, wirft zuerst seinen Schatten voraus, das das Menschenmögliche übersteigende Ungeheuerliche der weltverschlingenden Datenverarbeitung. Es ist ja eigentlich auch klar, dass die wahnwitzige Fehlentwicklung erst ihren Scheitelpunkt erreichen muss, ehe eine Umkehr wirklich in Gang kommen kann, muss doch erst die christliche Religion als der Stützpfeiler der Pöbelherrschaft gänzlich, d.h. auch in ihren metaphysischen Implikationen, beseitigt sein. Dann wäre die derzeitige allgemeine Verrohung und Verdummung ja vielleicht ein gutes Zeichen!? Es ist so schwer, die einfachsten Entwicklungen vorauszusagen. Wie hat sich doch Jack London in "The Iron Heel" verschätzt. Wer hätte vor 30 Jahren das völlige Ende des Kommunismus vorherzusagen gewagt. Die völlige Blödsinnigkeit der Lehren von Marx und Engels, der Geschichtsphilosophie des dialektischen Materialismus, welcher Philosophie sich unter dem Druck des Zeitgeistes selbst Denker vom Niveau Sartres ernsthaft zuwenden zu müssen glaubten! Welch groteskte Verirrung der sogenannten Frankfurter Schule! Welch lächerliche Totgeburt der damals so hochernst genommene Georg Lukácz! Wie traurig Heinrich Manns geistiges Ende als Stalinist! Das muss man Nietzsche auch ungeheuer hoch anrechnen, dass er Marx kein einziges Mal erwähnt hat, der doch schon Heine ein wenig verrückt gemacht hatte mit seinen Ideen!
Eine persönliche Erinnerung: Man versuchte damals uns Studienreferendare von Mönchengladbach zur "Totalanalyse der gesellschaftlichen Verhältnisse" anzuhalten. Ein philosophisch-politisches Frankfurter-Schule-Klippschüler-Profil war mir schnell zuwider: Mit blutig gekratzter Denkerstirn biederte sich ein Herr Schwerdtfeger an, horchte beim Bier aus und schrieb das ihm vertraulich Mitgeteilte dann in seine Gutachten. Aber auch die meisten anderen, die mir damals vorgesetzt wurden, haben mir gar nichts vermitteln können. Es war eine einzige schäbige Quälerei.

Nun erreigt meine Verwendung der Bezeichnungen "Pöbel" und "Pack" und "canaille" für den Janhagel Unwillen: Ich dachte dabei an den "Untertan" von Heinrich Mann oder den Soldaten Peider in Frischs "Andorra", hatte dabei mitunter auch die Perspektive Leberecht Krögers aus Thomas Manns "Buddenbrooks" und so manchen Schillervers im Sinn. Sesostris III. hat mir auf seiner Semna-Stele die Definition des Janhagels geliefert: "Greif ihn an, er kehrt dir seinen Rücken zu; zieh dich zurück, sogleich greift er an! Das sind keine Menschen mit Ausstrahlung: Sie sind erbärmliche Feiglinge in ihren Herzen!" Und dann muss man doch nur Strindbergs "Am offenen Meer" oder "Der Vater" lesen! Oder gar "Der Pelikan"! - Ich dachte auch an Raabes "Else von der Tanne".

1 Kommentar:

  1. Da macht man als deutscher Intellektueller die typische Nachkriegsreise durch die Paradigmenwechsel der Weltanschauunungen, meist von Popper zu Marx zur Psychoanalyse und dann zu den höher stehenden Philsophen bis hin zu diversen Religionen und muss sich dann bisweilen zum guten Schluss mit der bitteren Erkenntnis zufrieden geben, dass sich hinter so mancher hochtrabend daherkommenden philosophischen Graphomanie nicht viel mehr verbirgt, als endlich einmal wie weiland Sokrates von einem Jüngeren so richtig die verknoteten Hämorrhoiden durchgepustet zu bekommen. Das Schlimme daran ist ja überhaupt nicht, dass jemand solche Bedürfnisse hat, sondern dass man wieder zum vulgärsten Freudianismus und Reichianismus zurückgezwungen wird, wie nach der Zwiswchenprüfung im Studium. "Der Kant macht so eine verkrampfte Phlisopohie weil er Asthmatiker war." Und jetzt, nachdem man durch all das durch war und dachte, man könne sich ungezwungen unterhalten, muss man feststellen, dass einem so macher im Leben alles zerstören möchte, bloss weil sein primärer Impuls, sein "Tiersein" im After sitzt und nicht im Gehirn, wie er andere glauben machen will. Als ob es da nicht in Bonn genügend Möglicheiten gäbe, auch abseits vom "Alten Zoll", sich die Hämorrhoidenknoten beseitigen zun lassen, für 30 Euro.

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