Montag, 14. Januar 2013

Vom Übermenschen


Die Idee des Übermenschen scheint mir in der Tat die einzige verbleibende sinnstiftende Idee für den Einzelnen wie für die Gesellschaft, nachdem über Nacht der Nihilismus eingefallen ist. Sie hat gar nichts Abwegiges. Es ist ganz einfach: Der Erde treu bleiben und den Tod zugleich akzeptieren und transzendieren, kann nur heißen, sich als Wegbereiter einer Höherentwicklung verstehen, die sich in Einzelphänomenen ereignet, nicht in einer Fortschrittsgeschichte, wie sie die vernetzte Fungesellschaft imaginiert, vor der die Kinder, die noch gezeugt werden, nicht mehr sicher sind, läßt sie doch unter anderem ihre Jugendämter auf sie los.

Es muß doch irgendeine Befriedigung im Zusammenhang mit meinem Tod geben, die Vorstellung, daß ich nicht umsonst gelebt habe, daß ich Bedingung für etwas Anderes, Schönes, Besseres, Höheres – so will es der Wille zur Macht – gewesen bin. Dies ist im Grunde die Lehre vom Übermenschen. Wer mag es dem moralisch gezähmten Altphilologen Nietzsche verdenken, daß er ihn sich als bestia, als das ungezähmte Tier, als Gegensatz zum Haustier vorstellte. Der Kettenhund ist die eigentliche Bestie, was schon Schiller erkannte: „Vor dem Sklaven, wenn er die Kette bricht, vor dem freien Menschen erzittert nicht!“ Der freie Mensch wird von den Kettenhunden als gefährlich verleumdet. Er hat keinen Fürsprecher als sich selbst. Er kann sich seinen Wert von keiner Wissenschaft beweisen lassen…

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